Die Dr. Pecher AG hat vor einigen Jahren als technische und kaufmännische Federführung von zwei Arbeitsgemeinschaften – unter anderem mit dem heutigen Mitglied der Pecher-Gruppe icon Ing.-Büro. H. Webler, Mainz – die Planungsaufträge für den Reserveraum für Extremhochwasser Hördt (südlich von Speyer) und den Reserveraum für Extremhochwasser Eich-Guntersblum (südlich von Mainz) erhalten. Beide Reserveräume fungieren, ähnlich wie die am Oberrhein zum größten Teil bereits verwirklichten Polder, zur Gewährleistung des 200-jährlichen Hochwasserschutzes. Die beiden jetzt in Planung befindlichen Reserveräume bieten jedoch darüber hinaus jeweils zusätzlich je ca. 30 Mio. m3 Rückstauvolumen, die erst bei Überschreiten eines 200-jährlichen Rheinhochwassers (BHW200) aktiviert werden sollen. Die Reserveräume sind damit ein wichtiger Bestandteil der Klimafolgenanpassungsstrategie am Rhein und sollen die möglichen Schäden bei Extremhochwässern bei den Rheinanliegern deutlich reduzieren.
Eine besondere Herausforderung bei der Planung ist, dass die Reserveräume nur extrem selten geflutet werden sollen, dann aber unbedingt alles reibungslos funktionieren muss. Für den Fall der Inbetriebnahme, die statistisch nur alle 200 Jahre erfolgt, ist aufgrund des dann vorherrschenden Extremhochwassers entlang des gesamten Rheins von einem Katastrophenszenario auszugehen, bei der sämtliche Behörden und Hilfsorganisationen extrem beansprucht sein werden. Die möglichst sichere und einfache Inbetriebnahme der Reserveräume hat deshalb höchste Priorität. Dies betrifft sowohl die erforderlichen Schöpfwerke für die sog. Binnenentwässerung des Hinterlandes als auch die Einlaufgestaltung vom Rhein in die Reserveräume. Sinnvoll sind Lösungen, die auch regelmäßig getestet werden können, so dass man nicht die Hoffnung auf eine reibungslose Funktion im Worst Case setzen muss.
Für die Flutung der Reserveräume vom Rhein her wäre z. B. die Sprengung der Schutzdeiche am Rhein eine denkbare Lösung gewesen, die auch vertiefter betrachtet wurde. Eine solche Vorgehensweise ist jedoch mit extremen logistischen und technischen Anforderungen verbunden, die im Katastrophenszenario kaum zu bewältigen sein werden. Aus diesem Grund hat man sich für die Flutung für den Einsatz von Wehrbauwerken mit Klappenwehren entschieden. Bei den Schöpfwerken werden robuste Schneckenpumpen realisiert.
Die Planung am Reserveraum Hördt fand nun einen vorläufigen Abschluss und geht in diesem Jahr in die Planfeststellung. Beim Reserveraum Eich-Guntersblum läuft aktuell noch die Entwurfsplanungsphase. Bis zur baulichen Umsetzung werden aufgrund des Genehmigungsprozesses und der dann erforderlichen umfangreichen Bauarbeiten noch einige Jahre vergehen.